Szenische Lesung: „Arzt hätte ich nicht werden dürfen“ am 08.11.2018

Adolf Eichmann (1906-1962), SS-Obersturmbannführer und zentrale Figur bei der Organisation der Judenvernichtung, gilt als die Verkörperung des Schreibtischtäters. Die szenische Lesung des Schauspielerduos Harald Shandry und Bernd Surholt der „hannoverschen Kammerspiele“ in der Mensa der MLKG

zeigte Auszüge aus den originalen Verhörprotokollen Eichmanns: Rechtfertigungen eines Mannes, der jegliche Verantwortung für den Holocaust von sich weist – Prototyp einer Untertanenmentalität, die mit dem Dritten Reich keineswegs ausgestorben ist. Eichmann wies jede Schuld von sich, seine Zuständigkeit hätte an den Toren der KZs geendet. Seine stereotype Entschuldigung: Er habe nur Befehle befolgt.
Schandry und Surholt rezitierten ohne Theatralik, sondern mit kalter Nüchternheit und berührten die über 120 Schüler und Schülerinnen der gesamten Oberstufe tiefer, als es im Geschichtsunterricht erreichbar wäre. Die Psychologie eines NS-Täters ließ sich durch die Lesung besser als durch jeden Quellentext vermitteln. Das zeigten die angespannte Stille während des Vortrags und die intensive Diskussion danach.

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